Backpacking Zelt auswählen

Wie wählt man ein Backpacking-Zelt aus?

Bei der Auswahl des perfekten Backpacking-Zelt solltest du die folgenden Punkte beachten: Saisonabhängigkeit, Gewicht, Kosten, Kapazität, Wetterschutz und Haltbarkeit. Da die Punkte teilweise im Gegensatz zueinander stehen, ist es wichtig, vor der Auswahl den Einsatzzweck festzulegen und darauf basierend Deine Auswahl zu treffen.

Die verfügbaren Zelte für Rucksackwanderungen sind sehr unterschiedlich und reichen von preisgünstigen Modellen für Einsteiger bis hin zu ultraleichten Zelten, die für ernsthafte Wanderabenteuer gebaut wurden. Im Folgenden gehe ich auf die Auswahl des richtigen Zelts für Rucksacktouren ein. Meine aktuellen Favoriten findest Du in meinem Artikel über die besten Zelte für Rucksacktouren.

Saisonalität von Backpacking-Zelten

Der erste Schritt auf dem Weg zum idealen Rucksackzelt besteht darin, herauszufinden, wann und wo Du es benutzen möchtest. Die meisten Zelte auf dem Markt sind 3-Jahreszeiten-Zelte, weil die meisten Rucksacktouristen in den Sommermonaten auf den bekannten Routen unterwegs sind. Für diese Gruppe sind die Campingbedingungen in der Regel gut, und lange Schlechtwetterperioden stellen kein großes Problem dar. Unter diesen Bedingungen sollte fast jedes 3-Jahreszeiten-Zelt auf dem Markt – von preisgünstigen Modellen bis hin zu ultraleichten Zelten – der Aufgabe gewachsen sein.

Wenn Du in den Alpen oder in anderen Gebieten mit starkem Wind und rauem Wetter unterwegs bist oder planst, in der Zwischensaison rauszugehen, brauchst Du ein stabileres 3-Jahreszeiten-Zelt, das Dich sicher und trocken hält. Winterwanderer und diejenigen, die auf Schnee campen, haben ganz andere Anforderungen und sollten sich nach einem echten 4-Jahreszeiten-Zeltmodell umsehen. Die meisten Menschen entscheiden sich jedoch für ein 3-Jahreszeiten-Zelt, das bei nicht-winterlichen Bedingungen einen angemessenen Schutz vor Wind und Nässe bietet.

Verwendung: Kurze oder lange Rucksacktouren?

Als Nächstes solltest Du überlegen, welche Art von Touren Du unternehmen willst. Wenn Du hauptsächlich kürzere Strecken mit wenigen Übernachtung oder Wochenendausflüge planst, solltest Du auf einen angemessenen Preis, den einfachen Auf- und Abbau, strapazierfähige Materialien und eine gute Allroundtauglichkeit achten.

Je länger und ehrgeiziger die Touren werden, desto mehr rücken Faktoren wie Gewicht und Packmaß in den Vordergrund. Und am äußersten Ende stehen Langstrecken-Rucksacktouristen, die viel Erfahrung mit den Produkten haben und bereit sind, Kompromisse bei Komfort und Haltbarkeit einzugehen.

Unabhängig davon, welche Art von Reise Du unternehmen willst, solltest Du versuchen, das Zeltdesign auf Deine Art des Rucksacktourismus abzustimmen. Billigere Zelte eignen sich hervorragend für gelegentliche Ausflüge, während ultraleichte Modelle für viele Backpacker zu viel des Guten sind.

Wie wichtig ist das Zelt-Gewicht für Dich?

Die Wahl Deines Backpacking-Zeltes Wahl sollte sich nach Deinem Budget und der Art der geplanten Nutzung richten. Für manche Rucksacktouristen ist das Gewicht eines der wichtigsten Kriterien bei der Auswahl eines Zelts. Dazu solltest Du Folgendes wissen: Bei den meisten preisgünstigen Zelten werden billigere und schwerere Materialien verwendet. Dafür sind die Zelte aber auch robust und bieten meist einen guten Komfort.

Leichtere Zelte sind jedoch mit einer Reihe von Kompromissen verbunden. Je geringer das Gewicht, desto höher der Preis, desto geringer die Haltbarkeit, desto kleiner der Innenraum, desto geringer die Ausstattung und desto komplizierter der Aufbau. Wenn Du häufig mit dem Rucksack unterwegs bist und weite Strecken zurücklegen willst, zählt jedes Gramm und die zusätzliche Investition kann sich lohnen.

Kosten von Backpacking-Zelten

Die Preise für Rucksackzelte sind sehr unterschiedlich – von etwa 150 Euro für ein günstiges Modell einer renommierten Marke bis hin zu 500 Euro oder mehr – es lohnt sich also, das individuelle Preis/Leistungsverhältnis zu prüfen. Bei Preisen um die 500€ gibt es in der Regel zwei Varianten: ultraleichte Zelte mit hochwertigen Materialien oder Zelte, die sich für besonders raue Bedingungen eignen.

Zeltkapazität und Wohnbereich

Rucksackzelte werden in der Regel für eine bis vier Personen angeboten. Am beliebtesten sind Zweipersonenzelte, die so konzipiert sind, dass zwei standardbreite Isomatten nebeneinander Platz finden. Die Entscheidung für ein Ein-Personen-Zelt ist eine Möglichkeit, Gewicht zu sparen, obwohl sich auch viele Solo-Rucksacktouristen für ein 2-Personen-Zelt entscheiden, da es etwas mehr Platz im Inneren bietet.

Drei-Personen-Zelte sind eine gute Lösung für kleine Familien, Paare, die mit einem Hund unterwegs sind, oder für diejenigen, die gerne mehr von ihrer Ausrüstung im Zelt verstauen. Vier-Personen-Zelte schließlich sind am wenigsten verbreitet, da sie ziemlich schwer und sperrig sind, aber sie können eine geeignete Option für Familien sein.

Die Kapazität eines Zelts gibt Dir einen guten Überblick über den Innenraum, aber um die Bewohnbarkeit eines Zelts besser zu verstehen, sind ein paar weitere Angaben erforderlich. Zunächst die Bodenmaße (Länge x Breite), die von den meisten Herstellern angegeben werden und einen guten Hinweis darauf geben, ob Du z. B. eine breite Isomatte oder einen extralangen Schlafsack unterbringen kannst oder nicht.

Die Scheitelhöhe ist der höchste Punkt im Inneren des Zeltes und zeigt Dir, ob Du bequem aufrecht sitzen kannst oder nicht. Beachte auch die Gesamtform. Sind die Zeltwände eher senkrecht oder stark geneigt? Ist der Boden rechteckig oder an den Füßen schmaler als am Kopfende? Beides sind klassische Techniken zur Gewichtseinsparung, die dazu führen, dass sich ein Zelt im Inneren beengter anfühlen kann.

Backpacking Wurfzelt

Anzahl der Türen im Zelt

Die Anzahl der Türen eines Zelts ist ein wichtiges Kriterium, vor allem für diejenigen, die nicht alleine unterwegs sind. Für Reisen mit zwei oder mehr Personen ist eine Tür auf beiden Seiten des Zelts ein lohnender Luxus. Du erhältst nicht nur zusätzlichen Stauraum, sondern jeder hat eine eigene Tür, was den nächtlichen Ein- und Ausstieg erheblich erleichtert. Nur eine Tür zu haben spart zwar ein wenig Gewicht, aber in den meisten Fällen lohnt sich der Kompromiss aus weniger Stauraum und Komfort nicht.

Auch die Position der Tür ist wichtig: Einzelne Türen am Kopfende des Zelts, erfordern im Vergleich zu Modellen mit einer Seitentür, nicht so viel Gymnastik beim Zugang. Aber im Allgemeinen empfehle ich, dass alle die nicht alleine unterwegs sind, nach einem Zelt mit zwei Türen suchen, es sei denn, Du willst wirklich jedes Gramm zählen.

Wetterschutz und Belüftung des Zeltes

Das Wetter kann selbst im Hochsommer unberechenbar sein, aber die gute Nachricht ist, dass so gut wie alle Rucksackzelte einem leichten Sommersturm standhalten können. Gemeinsame Merkmale der meisten Modelle sind beschichtete und wasserdichte Regenabdeckungen, erhöhte, badewannenähnliche Böden und Nahtabdichtungen, die das Eindringen von Feuchtigkeit verhindern.

Teurere Modelle sind in der Regel wetterfester als preisgünstige Modelle, da ihre Materialien robuster sind und länger halten. Eine Ausnahme sind einige ultraleichte Modelle, die den Wetterschutz zugunsten eines geringeren Gewichts opfern. Wenn Du mit starken Regenfällen und Wind rechnest, solltest Du nach einem Zelt mit einem bis zum Boden reichenden Regenschutz und mehreren Abspannpunkten an der Außenseite suchen.

Fast ebenso wichtig wie der Wetterschutz ist die Belüftung eines Zeltes. Ob schwüles und heißes Wetter oder das Atmen in der Nacht bei kalten Temperaturen – an den Zeltwänden kann sich überraschend viel Feuchtigkeit ansammeln. Um dem entgegenzuwirken, verwenden die Zelthersteller eine doppelwandige Konstruktion, die die Luftzirkulation fördert, da Zeltkörper und Vorzelt aus zwei separaten Teilen bestehen.

Darüber hinaus findest Du bei vielen Qualitätszelten im oberen Bereich atmungsaktives Netzgewebe. Achte auf ausklappbare Belüftungsöffnungen im Regenverdeck, die bei gutem Wetter geöffnet werden können, um einen kaminähnlichen Effekt zu erzeugen und den Luftaustausch zu verbessern.

Langlebigkeit von Rucksack-Zelten

Generell gilt: Je geringer das Gewicht eines Zeltes ist, desto geringer ist seine Haltbarkeit. Für die Materialien des Zeltkörpers und des Regenschutzes geben die meisten Hersteller den Denier-Wert oder „D“ an, der die Dicke des Gewebes angibt. Je höher die Zahl, desto dicker ist es.

Es ist ratsam, den angegebenen Denier-Wert für alle Teile des Zelts zu überprüfen. Der Boden ist der Bereich, auf den Du am meisten achten musst, da er am anfälligsten für Einstiche, Risse und Abnutzung ist. Der Denier-Wert des Bodens kann stark variieren, von beachtlichen 68D bis zu extrem dünnen 10D bei sehr leichten Modellen.

Bei der Entscheidung über das richtige Maß an Haltbarkeit für Dich ist es am besten, auf Deinen Verwendungszweck zu schauen. Wenn Du nur gelegentlich unterwegs bist, kann es sich lohnen, für die höhere Widerstandsfähigkeit ein wenig mehr Gewicht zu tragen. Ein Großteil der Rucksacktouristen – sowohl Anfänger als auch erfahrene Abenteurer – landet irgendwo in der Mitte.

Backpacking Zelt

Stauraum: Apsiden und Innentaschen

Selbst wer mit leichtem Gepäck reist, trägt eine ganze Menge Ausrüstung mit sich herum. Daher spielt der Stauraum bei der Zeltauswahl eine wichtige Rolle. Die Apsiden sind der Teil des Vorzelts, der die Türen abdeckt. Sie bieten einen geschützten Raum für Deinen Rucksack oder Deine Schuhe über Nacht und bei schlechtem Wetter.

Wie bereits erwähnt, sind zwei Eingänge und Apsiden für Rucksacktouristen von Vorteil, da sie den Zugriff auf die Ausrüstung vom Zeltinneren aus erleichtern. Hersteller und Händler geben auch die Gesamtfläche der Apsis an, was ein guter Anhaltspunkt für den Vergleich von Zelten ist.

Und schließlich solltest Du einen Blick darauf werfen, was die Zelte in Bezug auf Innentaschen bieten. Zumindest sind ein paar Taschen am Dach oder an den Seitenwänden sind nützlich, um Dinge wie eine Stirnlampe griffbereit zu haben. Von Vorteil ist, wenn jeder eine Innentasche in Reichweite hat, wenn er im Schlafsack liegt. So lässt sich insbesondere das Mobiltelefon am besten verstauen.

Freistehende vs. nicht freistehende Zelte

Wenn Du Dich für ein ultraleichtes oder leichtes Zelt interessierst, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Du sowohl auf freistehende als auch auf nicht freistehende Optionen stößt. Freistehend bedeutet, dass der Zeltkörper durch die Verbindung der Stangen alleine aufrecht stehen kann, während bei nicht freistehenden Zelten die Ecken mit Heringen abgesteckt werden müssen, um dem Zelt Struktur zu verleihen.

Im Allgemeinen sind freistehende Zelte einfacher zu verwenden und aufzubauen. Vor allem in Gegenden, in denen Heringe schwer zu verwenden sind, z. B. auf Felsen oder sandigen Untergründen. Ernsthafte Ultraleichtwanderer bevorzugen jedoch oft nicht freistehende Zelte, da sie aufgrund der geringeren Anzahl von Stangen weniger wiegen. Weitere Informationen zu diesem Thema findest Du in meinem Artikel über freistehende vs. nicht freistehende Zelte.

Packmaß

In den meisten Fällen gehen Zeltgewicht und Packmaß Hand in Hand. Dünnere Zeltstoffe und -stangen sind logischerweise kleiner und komprimierbarer, so dass leichte Modelle leicht in einen Rucksack passen. Am anderen Ende des Spektrums haben preisgünstige Zelte mit dickeren Stoffen und Stangen einen wesentlich größeren Umfang, was die Unterbringung im Rucksack erschweren kann. Wenn Ihr mit mehreren Personen unterwegs seid, könnt Ihr das Zelt aufteilen und das Gestänge und die Heringe getrennt von Zeltkörper und Überzelt transportieren. Aufgrund der flexiblen Aufbewahrungs- und Transportmöglichkeiten ist das gemessene Packmaß eines Zeltes nur selten eines der wichtigsten Auswahlkriterien.

Was ist mit einer Bodenplane?

Eine weitere Entscheidung ist, ob man eine zusätzliche Bodenplane hinzufügen möchte oder nicht. Die meisten Hersteller bieten ein entsprechende Bodenplanen an, um die Strapazierfähigkeit und Langlebigkeit des Zeltbodens zu erhöhen. Sie kosten in der Regel zwischen 30 und 70 Euro. Alternativ kannst Du eine Menge Geld sparen, indem Du eine eigene Unterlage aus Stoffen wie Tyvek oder Polycro baust. Wie das geht und ob sich eine Bodenplane lohnt erkläre ich ausführlich in diesem Artikel.

Materialien

Zeltböden und Außenzelte für Rucksacktouristen werden meistens aus beschichtetem Polyester oder Nylon hergestellt. Denier (D) ist eine Einheit, die sich auf die Dicke der Fasern eines Gewebes bezieht. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar hat etwa 2-4 D. Die leichtesten Zeltstoffe haben etwa 7 D und die meisten Zeltböden bestehen aus Materialien mit 40-70 D.

Mit Polyurethan (PU) beschichtete Stoffe

PU ist die Beschichtung der Wahl für fast alle preiswerteren Zelte – es ist eine kostengünstige Möglichkeit, ein wasserdichtes Gewebe mit angemessener Haltbarkeit bei Kälte und Nässe herzustellen. Leider ist die PU-Beschichtung anfällig für Hydrolyse (chemische Zersetzung), wodurch sie mit der Zeit an Wirksamkeit verliert. Je feuchter und wärmer die Bedingungen sind, desto schneller erfolgt die Hydrolyse. Bei ausreichender Sonneneinstrahlung oder schlechter Lagerung löst sich das PU sichtbar vom Stoff und blättert ab.

Silnylon

Mit Silikon beschichtete Nylons werden in der Regel bei teureren Rucksack- und Bergsteigerzelten verwendet. Die elastische Silikon-Beschichtung und das Nylon ergänzen sich zu einem Gewebe mit sehr guten Eigenschaften für Zelte: leicht, reißfest, UV-stabil und wasserdicht. Bei der Herstellung wird das Grundgewebe aus reißfestem Nylon von beiden Seiten mit einer oder mehreren Lagen Silikon beschichtet.

Eine besondere Eigenschaft von Silikon ist, dass es zusätzlich die Weiterreißfestigkeit des ohnehin schon reißfesten Nylons erhöht. Im Falle einer Beschädigung des der Zeltplane durch Äste oder Steine, reißt der Stoff nicht komplett ein. Dieses tolle Silnylon-Material ist jedoch leider auch deutlich teurer als PU-beschichtete Planen.

Cuben-Fiber

Cuben-Faser (Markenname Dyneema) ist ein unglaublich leichtes, starkes und dauerhaft wasserdichtes Material. Dyneema-Fäden sind leichter und fünfmal stärker als Nylon. Sie werden zwischen zwei Lagen aus undurchlässiger Polyesterfolie eingebettet. Im Gegensatz zu Silnylon dehnt Dyneema nicht, daher musst Du die Abspannleinen eines Zelts nicht nachspannen. Dyneema nimmt kein Wasser auf, so dass Dein Zelt im nassen Zustand nicht schwerer wird, wenn Du es bei einem Regenschauer zusammenpacken musst. Außerdem wiegt es etwa halb so viel wie Silnylon. Das Material ist jedoch sehr teuer und findet sich daher nur in High-End-Zelten wieder.

Fazit zur Auswahl des richtigen Backpacking-Zeltes

Die Welt der Zelte und Tarps wird immer größer, aber die Wahl sollte immer nach den gleichen Regeln erfolgen: Definiere, was DU für Deine Ansprüche und geplanten Backpacking-Touren benötigst und lasse Dich nicht von der Werbung der Zelthersteller davon ablenken. Egal, ob es sich um ein Modell für eine oder vier Personen, ein ultraleichtes oder ein traditionelles Zelt handelt, das richtige Zelt für Dich ist da draußen. Viel Spaß beim Wandern!

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