Freistehende vs. nicht freistehende Zelte
In vielen Gesprächen mit Anfängern im Camping stellt sich irgendwann die Frage: Freistehende vs. nicht freistehende Zelte? Die Antwort ist einfach: Freistehende Zelte benötigen keine Heringe oder sonstige Verankerungen im Boden. Diese Zelte sind eine in sich geschlossene und stabile Einheit und können daher „frei“ stehen. Die Vor- und Nachteile erkläre ich anhand vieler Praxisbeispiele im folgenden Artikel.
Im Folgenden erkläre ich die wichtigsten Unterschiede zwischen diesen beiden Arten von Zelten, einschließlich Wetterschutz, Belüftung, Gewicht, Innenraum, Aufbau und mehr. Das hilft Dir, das beste Zelt für Deine Ansprüche auszuwählen.
Arten von Zelten – Freistehende vs. nicht freistehende Zelte
Was ist ein freistehendes Zelt?
Freistehende Zelte funktionieren so, wie ihr Name schon sagt: Die Zeltkörper können ihre Form selbständig halten, ohne dass sie abgesteckt werden müssen. Diese Zelte werden von den mitgelieferten Zeltstangen gestützt und können ohne Probleme im Lager aufgestellt und bewegt werden. Auch auf felsigem Untergrund oder bei knüppelhartem, trockenem Boden kann der Verzicht auf Heringe ein Vorteil sein. Wer von uns hat in solchen Situationen noch keinen Hering krumm gehauen 😉 ?
Freistehende Zelte werden meistens mit einem separaten Überzelt geliefert (das heißt, sie sind doppelwandig), aber einige Modelle verfügen auch über ein wasserdichtes, einwandiges Design. Im Allgemeinen sind freistehende Zelte bei Campern und Rucksacktouristen aufgrund ihres einfachen Aufbaus, des hervorragenden Wetterschutzes und der guten Bewohnbarkeit am beliebtesten. Freistehende Zelte haben meist die Form von einem Kuppelzelt oder Geodät.
Wie befestigt man ein freistehendes Zelt?
Obwohl bei freistehenden Zelten der Boden nicht mit Heringen abgesteckt werden muss, sind ein paar Heringe im Gepäck eine gute Idee. Ein Zelt sollte immer abgespannt (oder irgendwie verankert) werden, um den Grundriss zu optimieren und den besten Schutz vor Wind und Regen zu gewährleisten. Außerdem müssen die meisten Regendächer abgespannt werden, um eine Apsis für die Ausrüstung zu schaffen und die Feuchtigkeit ausreichend abzuleiten. In felsigen Gegenden können alternativ Steine genommen werden, um die Abspannleinen zu befestigen.
Nicht freistehende Zelte
Im Gegensatz zu freistehenden Modellen müssen nicht freistehende Zelte abgesteckt werden, damit sie ihre Form behalten. Zum Aufstellen wird der Boden bzw. die Grundkonstruktion mit Heringen befestigt und dann mit den Zeltstangen abgestützt. Dadurch wird die Stangenkonstruktion einfacher und damit leichter. Bei besonders leichten Backpacking-Modellen werden statt Zeltstangen die eigenen Trekkingstöcke zum Abstützen der Planen genommen.
Oft handelt es sich um einwandige Konstruktionen, bei denen ein geringes Gewicht und ein geringes Packmaß wichtiger sind als Komfort, Bequemlichkeit und Platz zum Wohnen. Aus diesem Grund sind nicht freistehende Modelle bei erfahrenen Rucksackwanderern auf langen Touren beliebt.
Leistungsvergleich: Freistehende vs. nicht freistehende Zelte
Wetterschutz – Vorteil: Freistehend
Freistehende Zelte sind beim Wetterschutz aus zwei Hauptgründen im Vorteil. Erstens ist ein Zelt mit einer eigenen Gestängestruktur, die nicht von Heringen abhängig ist, bei windigem Wetter etwas stabiler als ein Zelt, das mit gespannten Trekkingstangen aufgebaut ist.
Zwar sind nicht freistehende Zelte im Allgemeinen ebenfalls sehr stabil bei Wind und Wetter, aber bei starken Böen kann mehr schief gehen: Ein Trekkingstock könnte sich lösen, eine Abspannleine könnte reißen, oder eine Zeltstange könnte die Spannung verlieren und verrutschen.
Die zweite Überlegung ist, dass freistehende Zelte traditionell doppelwandig sind, während nicht freistehende Zelte oft einwandig sind. Das bedeutet, dass Sie mit einem freistehenden Zelt eine zusätzliche Schicht zwischen sich und den Elementen haben. Es gibt zwar ausnahmen in beiden Segmenten aber im Allgemeinen gilt diese Regel für den größten Teil des Marktes.
Belüftung – Vorteil: Freistehend
Die Unterscheidung zwischen einwandigen und doppelwandigen Zelten ist im Hinblick auf die Belüftung wichtig. Doppelwandige Konstruktionen belüften besser, da der innere Zeltkörper aus atmungsaktivem Gewebe besteht und das Kondenswasser besser entweichen kann.
Bei einwandigen Zelten hingegen muss ein einziges Stück Stoff sowohl atmungsaktiv als auch wasserdicht sein, was eine große Herausforderung darstellt. Da die meisten freistehenden Zelte doppelwandig und die meisten nicht freistehenden Zelte einwandig sind, bekommen die freistehenden Zelte von mir den Vorteil der Belüftung zugesprochen. Aber wie ich oben erwähnt habe, gibt es Ausnahmen von dieser Regel.
Gewicht und Packmaß – Vorteil: Nicht freistehend
Gewicht und Packmaß sind einer der größten Unterschiede zwischen den beiden Zeltkonstruktionen und der Hauptgrund, warum sich Rucksacktouristen für ein nicht freistehendes Modell entscheiden. Kurz gesagt sind nicht freistehende Zelte durch ihr minimalistisches Design und oft ohne mitgelieferte Zeltstangen leichter und kompakter als ihre Gegenstücke. Mittlerweile gibt es freistehende ultraleicht Zelte, die diese Lücke nahezu schließen. Jedoch muss man hier oft Abstriche bei der Haltbarkeit machen und einen hohen Preis zahlen.
Im Bild rechts sehr Ihr einen Treckingstock als Zeltstange in einem nicht freistehenden Zelt (Sierra Designs High Route 3000).
Innenraum – Vorteil: Freistehend
Im Allgemeinen sind freistehende Zelte in Bezug auf die Wohnlichkeit im Vorteil, da sie steilere Wände und eine größere Stehhöhe haben, die durch die Struktur der speziellen Zeltstangen entsteht.
Auf der anderen Seite führt die typische A-Rahmen-Form nicht freistehender Zelte zu einem eingeschränkten Wohnbereich. Einfach ausgedrückt: Wenn wir bei einem mehrtägigen Sturm an ein Zelt gefesselt wären, würden wir viel lieber in einem freistehenden Design stecken.
Was den Grundriss betrifft, so steht bei freistehenden Zelten in der Regel der Komfort im Vordergrund, mit größeren Gesamtabmessungen und geräumigen Apsiden (ultraleichte Zelte bilden hier eine Ausnahme). Außerdem bieten diese Zelte je nach Größe Platz für ein bis vier Personen, während nicht freistehende Zelte mit Trekkingstangen oft nur für drei Personen geeignet sind.
Langlebigkeit: Unentschieden
Im Allgemeinen gibt es kaum einen Unterschied zwischen freistehenden und nicht freistehenden Zelten, wenn es um die Haltbarkeit geht. Beide Arten können aus robusten oder einfachen Materialien hergestellt werden. Üblicherweise bestimmt der Preis die Qualität der verwendeten Materialien.
Dieses Thema wird etwas relevanter, wenn wir uns in die Welt der Ultraleichtzelte begeben, wo die Hersteller an der Gewebedicke sparen, um Gewicht zu sparen. In dem Versuch, das Gewicht von nicht freistehenden Zelten zu erreichen, verwenden diese Zelte sehr dünne Materialien, die eine große Sorgfalt erfordern. Wenn Sie also eine leichtes Zelt wünschen, aber keine Kompromisse bei der Haltbarkeit eingehen wollen, ist ein nicht freistehendes Zelt wahrscheinlich die langlebigere Wahl.
Apsisbereich: Unentschieden
Sowohl freistehende als auch nicht freistehende Zelte werden mit und ohne Apsis hergestellt, so dass die endgültige Entscheidung größtenteils von Deinen Vorlieben abhängt. Da die Größe der Apsiden stark variiert, musst Du Dich mit den Details und Spezifikationen der einzelnen Zelte befassen, um festzustellen, wie viel Stauraum sie bieten. Meistens wird dies als „Apsisfläche“ in Quadratmetern angegeben.
Zelt-Aufbau: Unentschieden
Es gibt ein paar Unterschiede zwischen freistehenden und nicht freistehenden Zelten, wenn es um den Aufbau geht. Der Hauptvorteil freistehender Zelte besteht darin, dass sie fast überall aufgebaut und dann versetzt werden können, während nicht freistehende Zelte am vorgesehenen Standort aufgebaut und abgesteckt werden müssen.
Mit anderen Worten: Du kannst Dein freistehendes Zelt an einen anderen Ort verschieben, wenn Du den Standort schlecht gewählt hast. Wenn Du hingegen Dein nicht freistehendes Zelt aufgebaut hast und mit dem Standort nicht zufrieden bist, musst Du es komplett abbauen, um es zu versetzen und den Prozess von vorne zu beginnen.
Ein freistehendes Zelt mag sich zunächst beim Aufbau einfacher anfühlen, da es nur einen richtigen Weg gibt. Aber wenn Du Dich erst einmal mit Deinem nicht freistehenden Zelt vertraut gemacht haben, wird es sich schneller aufbauen lassen: Du musst lediglich die Ecken abstecken und die Stangen einsetzen. Ein großer Vorteil: Du kannst ein nicht freistehendes Zelt im Regen aufbauen, ohne zu riskieren, dass das Innere nass wird. Im Gegensatz dazu musst Du bei einem doppelwandigen freistehenden Zelt, immer erst den Korpus aufbauen, bevor Sie das wasserdichte Außenzelt darüber kommt.
Preis: Unentschieden
Es ist schwierig, einen vergleichbaren Preisvergleich Freistehende vs. nicht freistehende Zelte anzustellen, da es selbst innerhalb jeder Kategorie große Unterschiede gibt. Bei sonst gleichen Voraussetzungen kannst Du davon ausgehen, dass leichtere Zelte (sowohl freistehende als auch nicht freistehende) teurer sind, was auf die Kosten für leichte Materialien bei gleichbleibender Stabilität zurückgeht. Außerdem bedeutet ein höherer Preis oft auch ein geringeres Packmaß, und in vielen Fällen halten die fortschrittlichen Stoffe und Gestängekonstruktionen schlechtem Wetter besser stand.
Vergleichstabelle: Freistehende vs. nicht freistehende Zelte
In der folgenden Vergleichstabelle habe ich die Vor- und Nachteile der beiden Zeltarten nochmal zusammengefasst. Wenn Dir der Beitrag hier bei Deiner Wahl geholfen hat, freue ich mich über Deinen Kommentar und ein Info, wofür Du Dich entschieden hast. Wenn Du noch Fragen zur Zeltauswahl hast, schau doch mal in meinen Campingzelt-Vergleich.
Merkmal | Vorteil |
---|---|
Wetterschutz | Freistehend |
Belüftung | Freistehend |
Gewicht und Packmaß | Nicht freistehend |
Innenraum | Freistehend |
Langlebigkeit | Unentschieden |
Apsisbereich | Unentschieden |
Zelt-Aufbau | Unentschieden |
Preis | Unentschieden |